Münster - Das Alte Testament gehört zu jenen Abenteuerbüchern, die zielsicher auf
drastische Szenen zusteuern, viele Figuren schwanken zwischen
ohnmächtigem Seelenleben und Selbstentfremdung. Felix Mendelssohn
Bartholdys Oratorium „Elias“ behandelt die Frühgeschichte der
ungläubigen Israeliten. Das Werk – das eine gewisse viktorianische
Mustergültigkeit ausspielt – spart nicht mit felsenfesten Glaubenssätzen
des Titelhelden, der gegen Glaubenskonkurrenten als hartgesottener
Vollstrecker posiert: „Greift die Propheten Baals, (…) führt sie an den
Bach und schlachtet sie daselbst!“ heißt es in der Episode um den
abtrünnigen König Ahab. Dennoch klingt das Wirken des Propheten Elias‘
in Mendelssohns Oratoriumstableau wie von barockisierender Mythologie
in Schach gehalten. Das „Orchester con variazione“ und die Kantorei an
der Apostelkirche unter Klaus Vetter boten eine dramatische
Interpretation ohne pauschale Attitüde. Von Günter Moseler
Sonntag, 14.10.2018, 18:08 Uhr