Di.,
13.03.2018
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Johannes-Passion in der Apostelkirche
Drama mit höchster Dynamik
Münster - In den beiden großen Passionen von Johann Sebastian Bach geht es
natürlich in erster Linie um die Betrachtung des Leidensweges Jesu, die
Klage über den Kreuzestod, aber auch um das Telos dieser Geschichte, die
ja eine Heilsgeschichte ist. Der Erlösungsgedanke schwingt immer mit.
Doch im Fall der Johannespassion, die Klaus Vetter am Wochenende mit
„seiner“ Kantorei in der Apostelkirche aufgeführt hat, darf man noch
weiter gehen und sie als veritables biblisches Drama charakterisieren.
Mit drei Hauptpersonen: Jesus, Pilatus – und das geifernde Volk. Von Chr. Schulte im Walde
Bestens vorbereitet: Die Kantorei der Apostelkirche unter der Leitung von Klaus Vetter.
Foto: Schulte im Walde
„Weg, weg mit
ihm“, fordert es und bringt Pilatus unter Zugzwang. Musikalisch
hat Bach das äußerst packend umgesetzt – womit er an
den Chor schon enorme Ansprüche stellt, auch zwischendurch immer
wieder mit aggressiven Einwürfen („Kreuzige!“,
„Barrabam“, „Wir dürfen niemand
töten!“). Solchen Anforderungen wurde die Kantorei dank
hellwacher Aufmerksamkeit mühelos gerecht, mit stets ausgewogenem
Klangbild, sprachlich akkurater Diktion und einer erfreulich breit
angelegten dynamischen Spannweite. Dies kam besonders den gliedernden
Chorälen sehr zugute, die angesichts dieser klug genutzten Mittel
ein hohes Maß an Expressivität vermittelten. Paradebeispiel:
„Wer hat dich so geschlagen“ mit seiner überzeugenden
Binnendynamik! Da hatte Klaus Vetter
in seiner Probenarbeit also sehr am Detail gefeilt.
Diesem Konzept, aus Bachs Johannespassion ein spannendes Drama von
großer Emotionalität zu machen, folgten uneingeschränkt auch die
Solisten, allen voran Markus Brutscher als lebendig von der Kanzel aus
berichtender Evangelist; Fanie Antonelou versank mit innigem Ausdruck in
den „Fluten der Zähren“ über Jesu Tod, Nicole Pieper entwickelte aus
den wenigen Tönen ihrer Arie „Es ist vollbracht“ eine trostlos schwarze
Trauernacht, die unter die Haut ging. Grundsolide agierte Bassist Dirk
Schmidt als Pilatus und in den Bass-Arien, während Jakob Eberlein in die Jesus-Rolle nicht so sehr die erlösungsgewisse Abgeklärtheit des Messias
steckt sondern eher eine gewisse Jugendlichkeit ausstrahlte: Ein Jesus
aus Fleisch und Blut – was hier perfekt passte! Selbstverständlich ließ
Klaus Vetter, was das Instrumentale anging, „historisch informiert“
musizieren. Dafür war das Europäische Barockorchester „Le Chardon“ ein
geeigneter Partner mit ansprechenden Solisten (vor allem Traversflöte
und Gambe).
Am Ende dann ergriffene Stille in der Apostelkirche. Nur das Glöcklein
im Dachreiter transportierte die Passionsbotschaft über den
Schlusschoral weiter hinaus.
2) Plakat
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