Westfälische Nachrichten, Di. 1.1.2019
Das letzte Silvester-Orgelkonzert von Klaus Vetter in der Apostelkirche
"Schlittenfahrt" als krönendes Finale
Münster -
Ein denkwürdiger Silvesterabend: Kantor Klaus Vetter bestritt in
der Apostelkirche sein letztes Silvesterkonzert an der Orgel. Ein
Abschied mit festlicher und auch ein wenig wehmütiger Stimmung. Von Maria Conlan
Ein perfekt eingespieltes Team: Kantor Klaus Vetter bedankte sich zum
Abschied bei Susanne Barenhoff, die ihm zwei Jahrzehnte hilfreich an
der Orgel zur Seite stand, um die Register zu ziehen und Klangfarben zu
wechseln. Foto: Conlan
Schon
viele Minuten vor Konzertbeginn war der Großteil der 650
Plätze in der Apostelkirche besetzt. Um 22 Uhr begann zum letzten
Mal an diesem Ort ein Silvesterkonzert mit Kantor Klaus Vetter an der
Orgel. Leise und sanft erklang die Orgel in der sehr stimmungsvoll
beleuchteten Apostelkirche. Das Silvesterkonzert feierte 30.
Jubiläum. Eine derart lange Tradition konnte auch Vetter nicht
planen und vorhersehen.
Bevor
er sich an die Orgel setzte, trat Vetter an den Ambo und verabschiedete
sich mit einer kurzen Rede. Er würdigte die 50-jährige
Jubilarin: So lange gibt es die Orgel in der Apostelkirche, nachdem in
der Nachkriegszeit 23 Jahre lang eine Notorgel ihren Dienst getan
hatte. Ein Göttinger Orgelbauer schuf das neue Instrument in
barocker Bauform mit modernem Klangbild mit dünnen Untertönen
und reichem Obertonbereich. Da die Register nicht elektrisch steuerbar
sind, ist der Klangfarbenwechsel erschwert. Das widerspreche modernen
Hörgewohnheiten, erklärte Vetter. Er bedankte sich in diesem
Zusammenhang für die Hilfe von Susanne Barenhoff, die ihm zwei
Jahrzehnte zur Seite stand, um die Register zu ziehen. Das erforderte
höchste Musikalität, Konzentration, und körperlichen
Einsatz. Als „ein kongeniales Team“ beschrieb Vetter diese
Kooperation.
Vetter
kennt das Instrument sehr gut, hat er doch auch zwei Mal erlebt, wie
sie komplett auseinandergenommen und gereinigt wurde. Kleine
Reparaturen kann er selbst durchführen. Vetter beschrieb seine
Einstellung zu dieser Orgel so: „Ich bin nach wie vor sehr
verliebt in sie“.
Bei
der Stückauswahl fürs Konzert fragte sich Vetter: „Was
spiele ich gern, was habe ich viel gespielt, und was passt in die
Jahreszeit?“ Zu beginn erklang Händels Hornpipe, von Bach
spielte er zwei Kantaten, Corelli, Fauré und Widor rundeten das
Programm ab. Die Zuhörer lauschten überaus andächtig,
teilweise war es mucksmäuschenstill im großen Kirchenraum.
Viele genossen entspannt mit geschlossenen Augen das Konzert. Zum
Abschluss spielte Vetter die Petersburger Schlittenfahrt, bevor
kräftiger Applaus den Kirchenraum erfüllte.
Vetter
genoss die „tolle, einmalige Atmosphäre“, vor so einem
großen Publikum zu spielen. Diese Konzerte waren stets mit
arbeitsaufwendiger Vorbereitungszeit verbunden: Stückauswahl,
Moderation, musikalische Proben. Jetzt freut sich Vetter auf ruhigere
Jahreswechsel und die Möglichkeit, in der Zeit zu verreisen oder
es sich einfach auf der Couch bequem zu machen.
Die
Tradition der Silvesterkonzerte geht dann 2019 in neue Hände
über: Kantor Konrad Paul übernimmt die Silvesterkonzerte.
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