Sie sind hier:  Startseite/ Kirchenmusik/ Kantorei_Archiv/Mozart: Requiem
Mozart: Requiem 2014
1) Bericht der Westfälischen Nachrichten
2) Mails von Hörern
3) Informationen zum Programm
4) Plakat

1) Bericht der Westfälischen Nachrichten     Berichte und Bilder über weitere Konzerte hier

Mozarts Requiem in der Apostelkirche 
Wuchtig und berührend


Klaus Vetter führte die Kantorei sicher durch das berührende Konzert. Rechts an der Kanzel steht die Sopranistin Sarah Fränzer. Foto: zin

Ist das Mozart? Nein – die ersten Takte täuschen. Zwar zitiert das zeitgenössische Stück Mozarts Requiem immer wieder, aber was Komponist Enjott Schneider da zum Jubiläumsjahr 2006 in Töne setzte, ist eine Hommage der bombastischen Art, die vor allem den dramatischen Passagen der Totenmesse Reverenz erweist. Klaus Vetter und die Kantorei an der Apostelkirche stellten den Zeitgenossen ihrer Aufführung des Requiems voran. Und tatsächlich eröffnete „At the edge of time (Reflections on Mozart’s Requiem)“ ungewöhnliche Hörräume, die die hoch gespannte Lesart von Mozarts Schwanengesang am Samstag noch intensiver wirken ließen.

Von Arndt Zinkant

Für Klaus Vetter war die Einstudierung des Werkes von fortschreitender Krankheit und dem Tod seiner Frau überschattet gewesen, wie er im Programmtext schrieb. Auch dieses hörte das Publikum in der voll besetzten Apostelkirche im Geiste mit. Ebenfalls betonte Vetter, wie ihn die modernen Klänge Enjott Schneiders, hier erstmals in Münster aufgeführt, beim ersten Hören beeindruckt hätten. Schneider gehört hierzulande zu den renommierten Filmkomponisten („Stalingrad“) und zeigt sein Gespür für Effekt und Orchestrierung. Um zarte Mozart-Seufzer drapiert er mächtigen Breitwand-Sound, zitiert „Dies irae“ und „Lacrimosa“ und schlägt mit teils infernalischen Hörnern eine dissonante Schneise irgendwo zwischen Mahler und Penderecki.
Das donnergrollte bis hinein ins Requiem – mancher erinnerte sich vielleicht, wie es auf der Kinoleinwand wirkte, als der Streicher-Rhythmus des Confutatis im Film „Amadeus“ die wilde, düstere Kutschfahrt antrieb. Klaus Vetter wählte bereits im Introitus zügige Tempi, sorgte für geschlossenen Chorklang und emotionale Intensität. Die Kantorei meisterte düstere Wolken ebenso wie milde Lichtstrahlen, gab sowohl Dies irae wie auch dem Lacrimosa die richtige Stimmung.

Ein inniges Benedictus gelang den vier verlässlichen Solisten: Sarah Fränzer (Sopran), Lisa Wedekind (Alt), Youn-Seong Shim (Tenor) und Lukas Schmid (Bass). Eine ebenso wuchtige wie berührende Aufführung, die die Zuhörer – wie erbeten – am Ende mit einem Moment des Schweigens würdigten.                                                                
                                                 --------------------
Youtube-Video
Enjott Schneider "At the edge od time"
                           dirigiert von Hansjörg Albrecht  (s. auch Mails 8.)


2) Mails  
1) Das gestrige Konzert war ein grosses Erlebnis, schon das Mittendrinsitzen in der rappelvollen und  unserer wieder so besonders schönen, hellstrahlten Apostelkirche.
Unglaublich packend war für mich der erste Teil mit E. Schneider!! Himmel und Hölle, fantastische Solisten, nie gehörte Klänge – Stimmungen – Danke! Ich hätte noch lange lauschen mögen und am liebsten geklatscht!   Man wundert sich, dieses Stück nicht schon früher mal gehört zu haben.
Mozart – da weiss man was einen erwartet, kein Drama, sondern Wohlklänge!
Wunderbar wieder der ganz gemischt stehende und wahrscheinlich deshalb so homogene Chor. Und wohltuend ohne die überall in Chören modernen farbigen Tücher - obwohl das ja Geschmacksache ist.  M. W.

2) Das war heute ein sehr eindrucksvolles Konzert. Nicht nur wegen des Hauptwerkes. Der Schneider hat mir ausdrücklich gefallen. Ich kannte das Stück bisher nicht. Der Film-Musik-Klang ist zwar nicht zu verleugnen, aber das Stück klingt nicht "billig". War der Komponist zugegen? Du solltest dich häufiger an größere Sinfonik wagen!  U. B.

3) Die Dreiteilung des Konzertes gefiel mir sehr gut, vor allem in ihrer Unterschiedlichkeit, die dabei aber alles umfasste.
Das "Ave Verum" hat mich sehr berührt, der Chor hat es in solch einer Zartheit und Zuwendung gesungen und eine besondere Klangschönheit entstehen lassen. Ein ergreifender Beginn dieses Requiems.
Die Reflectionen zu Mozart's Requiem von E. Schneider waren toll! Eine überraschende Klangmalerei, die mich sehr in das Geschehen von Tod und Trauer mit hineinzog.
Und dieses Mozart-Requien, das man lange kennt und oft gehört hat, es hat hier einen neuen Klang gehabt, eine andere Intensität, eine neue Nähe in die wunderschönen Mozart- Klänge hinein. Danke.  
Dass diese Musik zu Ehren Ihrer verstorbenen Frau erklang, konnte ich spüren und mitfühlen. Welch ein Geschenk haben Sie Ihr gemacht! L.D.

4) Das war ergreifend und ein Hochgenuss. Ein Chor, der sich nicht ausruht auf seinem Wohlklang, sondern bis zur letzten Note (bei diesem komplizierten Werk) mit so klaren Stimmen singt. Wir haben Sängerinnen und Sänger beobachtet, die kaum auf das Noten/-Textblatt sahen, sondern so voller Freude und Inbrunst sangen. Ein Erlebnis auf einem wunderbaren Platz – vielen Dank!  W.H.

5) Schon lange nicht mehr sind wir so beeindruckt aus einem Konzert gegangen. In diesem Mozart Requiem steckte soviel Gefühl, Herzblut und Trauer, die jede/r, der/ die ein mitfühlendes Herz hat sicher gespürt hat.

Eine schönere Liebeserklärung als dieses Requiem hätte Klaus Vetter seiner Frau nicht machen können. Sie wird sicher alles von oben mit Freude gehört und gesehen haben.
Aber auch die Musik, ob Chor, Solisten und Orchester haben uns ausnehmend gut gefallen. An Euch ein großes Kompliment.
Kurz bevor wir uns zum Requiem aufmachten hörten wir uns noch diese Requiem als CD an und wir konnten uns Enjott Schneider´s Reflection als Teil des Requiems nichts vorstellen. Aber auch diese Ergänzung ist super gut gelungen.
Alle, die wir nach dem Requiem gesprochen haben waren voll des Lobes. Wenn wir gewusst hätten, wie beeindruckend und schön von Euch das Requiem aufgeführt wird, hätten wir es uns sogar noch ein zweites Mal angehört. B.

6)....Nach der langen Krankheit und dem Tod Ihrer Frau, war es bestimmt ein besonderes Anliegen und gleichzeitig eine besondere Kraftanstrengung, an einem solchen Werk zu arbeiten. Die besondere Intensität, die Sie in Ihrem Vorwort zum Programm erwähnen, war gegenwärtig; nochmal gesteigert in den "Reflections"! Ganz herzlichen Dank für all Ihr Wirken!  A. M.-R. 

7) ...Enjott Schneider war mir bislang kein Begriff. Der Eindruck war überwältigend: "Dies irae" überwog, man brauchte kein Programm. Und dann kam ebenso eindeutig gegen Ende Trost aus den Streicherstimmen mit Mozart-Motiven.
Meinem Mann und mir wird dieses Konzert in Erinnerung bleiben und uns selbst trösten in Krankheit und Altersnot.  I. K.

8) Lieber Herr Albrecht,
...Wir hatten für den Schneider nur eine einzige Probe. Daher bin ich besonders dankbar dafür, dass die Proben nicht durch Druckfehler aufgehalten wurden. Ich vermute, dass Sie die bei Ihren Proben entdeckt und dafür gesorgt haben, dass das Material von da an fehlerfrei ist, oder?

Lieber Herr Vetter,
danke für Ihre Zeilen und danke für Ihren begeisterten Bericht über die Aufführung von Enjott Schneiders Mozart-Hommage. In der Tat haben er und ich zusammen noch etliche Korrekturen an dem Werk vorgenommen und Druckfehler berichtigt....
Enjott Schneider werde ich von Ihnen grüßen und ihm berichten.
Herzlich,
Ihr Hansjörg Albrecht

9) ..vielen Dank nochmals für Deinen Hinweis auf das Konzert. Es war wirklich ein Genuss. Ich war ganz hin und weg. Als ihr angefangen habt, zu singen, schossen mir die Tränen aus den Augen. So anrührend und ergreifend war der Eindruck. Wirklich, sehr sehr schön. Ich habe wieder richtig Lust verspürt, im Chor zu singen. Wie kann ich da wohl mitsingen?
Auch die "Reflections" waren ein beeindruckendes Klangerlebnis.
Alles in allem eine gelungene Sache!   A. D.

Danke allen Einsendern!


3) Information zum Programm
Dem Requiem wurde das Ave verum vorangestellt. Es ist nur wenige Monate zuvor entstanden und zeigt bereits den neuen, Stil, von dem auch das Requiem bestimmt wird.
Im Gegensatz zu früheren Werken (z.B. der c-Moll-Messe) verzichtet Mozart nun auf jegliche Virtuosität. Stattdessen werden beide Werke von einem 4-stimmigen Vokalsatz dominiert, der - im Ave verum durchgehend, im Requiem überwiegend - homophon gesetzt ist. Diese Besinnung auf das Einfache, Schlichte nimmt diesen Werken nichts von ihrer Größe, sondern steigert  ihre Intensität sogar noch.
Wie  beim Requiem von Fauré im letzten Jahr erklang auch diesmal wieder zeitge-nössische Musik: Enjott Schneider At the edge of time.  Das Orchesterstück ist größer besetzt, als das Requiem, um möglichst viele differenzierte Klangfarben verwenden zu können, Harfe, Piccolo, 2 Oboen, 4 Hörner und viel Schlagzeug.
Ein furioser, von der Rhythmik des "Dies irae" inspirierter Mittelteil, führt in großer Steigerung zu existentiell erschütternder Klangballung und zu plötzlicher Stille. Über einem langen Pedalton erzittert die Musik ein letztes Mal und zitiert den Beginn des "Lacrimosa" bis genau zu der Stelle, ab der Mozart das Requiem nicht mehr vollenden konnte: Man vermag etwas vom ABGRUND DER ZEIT zu verspüren.  
Das Stück wurde im Mozartjahr 2006 komponiert und wurde hier erstmals in Münster aufgeführt. 
Schneider (*1950) ist u.a. Professor für Komposition für Film und Fernsehen in München und hat die Musik zu Filmen wie "Schlafes Bruder", "Herbstmilch" und "Stalingrad" komponiert.