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Brahms - Requiem 2016
1) Bericht der Westfälischen Nachrichten
2) Mails von Hörern
3) Informationen zum Programm
4) Plakat

1) Bericht der Westfälischen Nachrichten     Berichte und Bilder über weitere Konzerte hier

                              So., 13.11.2016 Brahms-Requiem in der Apostelkirche

            Zwischen Trauer und Hoffnung                                                                                                         

Feiner Klang: Die Kantorei an der Apostelkirche und das „Orchester con variazione“ unter Leitung von Klaus Vetter. Foto: heh

Münster - Heike Hallaschkas lyrischer Sopran strahlt durch die Apostelkirche. Sanfte Klarinettentöne begleiten ihre Stimme, sorgen für noch mehr Ausdruck. Die Arie „Ihr habt nun Traurigkeit“ war sicher einer der Höhepunkte des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms am Samstag. Klaus Vetter leitete das gelungene Konzert und hatte Brahms mit Wolfgang Rihms „Das Lesen der Schrift“ kombiniert.

Von Heike Eickhoff

Diese Werke werden häufig gekoppelt, denn es gibt musikalische Bezüge, und Rihm trifft genau den instrumentalenTon, der die vokalen Strukturen des Requiems betont. Nebenbei sorgt Rihms Werk für die optimale Konzertlänge, denn das Brahms-Requiem allein ist schlicht zu kurz für einen ganzen Konzertabend.

Heike Hallaschka (Sopran) und Markus Flaig (Bariton) waren als Solisten eine gute Wahl, die Kantorei an der Apostelkirche erwies sich einmal mehr als zuverlässiger Chor, getragen von großem Engagement und akkurater musikalischer Arbeit. Das „Orchester con variazione“ begleitet die Sänger. Markus Flaig intonierte und artikulierte sein „Herr, lehre doch mich“ sicher und sauber. Vetter sorgte geschmeidig für den Zusammenhalt von Chor, Solist und Orchester. Im bewegten Schluss („Und keine Qual“) musste er sich allerdings schon ein wenig anstrengen, die begeisterten Sänger sauber um die Klippen zu steuern.

Die Musik Rihms folgte immer nahtlos nach einem Brahms-Satz und führte den Hörer in eine ganz andere, modernere Harmoniewelt. Mit schlichten Tempoangaben wie „sehr langsam“, „ruhig“ oder „sehr ruhig“ sind die vier Sätze betitelt. Der vierte dann löst sich von den kargen Dissonanzen und schwebenden, klagenden Klängen der ersten drei, um durch längere Phrasen und Soli fast ein wenig Zuversicht auszustrahlen. Das „Orchester con variazione“ spielte diese vier Sätze mit höchstem musikalischem Gespür. Der warme Chorklang, geadelt durch die Akustik der Apostelkirche, gefiel. Am Ende des Konzerts standen alle Zuschauer zum Läuten der Sterbeglocke auf. Im Programmheft wurde geraten, auf Beifall zu verzichten und stattdessen, bei Gefallen, aufzustehen. Tatsächlich, kein einziger Gast blieb sitzen.


2) Mails von Hörern

1) Unseren herzlichsten Dank für das Brahms-Requiem gestern! Habe das Requiem noch nie so prachtvoll, deutlich und farbig gehört... Ein glasklarer, aber nicht harter Klang  I+V.S.

2) ...Der Rihm tat überhaupt nicht weh, wie ich erwartet hätte, im Gegenteil. Das Orchester spielte hervorragend!! Wirklich interessant und hörenswert.... Danke für dieses Erlebnis. M.W.

3) ...Selten hat mich ein Konzert so emotional an meine verstorbenen Eltern erinnert.... Danke für alle Leidenschaft und kreative Arbeit an diesem Klang - und Glaubenserlebnis. H.W.S.








3) Information zum Programm
Kaum eine andere Trauermusik vermag so zu trösten und Hoffnung zu geben wie das Requiem von Brahms - das gilt nicht nur für die Musik.
Brahms, der "protestantischste aller Komponisten neben Schütz und Bach" (Hans Cal) wählte nämlich nicht den bekannten lateinischen Text, sondern suchte sich aus verschiedenen Teilen der Bibel selbst die Stellen zusammen, die ihm in seiner eigenen Trauer Trost und Hoffnung gaben. Das Jüngste Gericht, sowie jede Anspielung auf die Auferstehung, selbst auf Christus sparte Brahms aus und entsprach damit dem u.a. von Schleiermacher geprägten lutherischen Kulturprotestantismus des 19. Jahrhunderts: kirchenfern, aber trotzdem bibelnah. So  entstand  ein  "Deutsches Requiem".  

Zusätzlich erklangen - als Münstersche Erstaufführung - vier Stücke für Orchester mit dem Titel "Das Lesen der Schrift", die Wolfgang Rihm 2001/2002 im Auftrag von Kent Nagano speziell zu diesem Requiem komponierte. Die kurzen Meditationen werden  jeweils zwischen die Sätze eingefügt und reflektieren das gerade Gehörte bzw. bereiten den nächsten Satz vor.
Die Unterbrechung des bekannten Ablaufs und der Kontrast mit der zeitgenössischen Tonsprache Rihms ermöglichen dem Hörer einen frischen, einen neuen Zugang zu dem bekannten Werk. "Es ist, als würden in eine gotische Grabkapelle vier monochrome Tafeln oder, etwas farbenfroher, vier Großformate von Anselm Kiefer gehängt." (Wolfgang Rihm)

Ähnliche Erfahrungen haben unsere Hörer mit den Kontrastierungen zu den Requien von Fauré und Mozart  gemacht.     Brahms Taktstock für den Organisten der Apostelkirche