Münster
- Heike Hallaschkas lyrischer Sopran strahlt durch die
Apostelkirche. Sanfte Klarinettentöne begleiten ihre Stimme,
sorgen für noch mehr Ausdruck. Die Arie „Ihr habt nun
Traurigkeit“ war sicher einer der Höhepunkte des
„Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms am Samstag. Klaus
Vetter leitete das gelungene Konzert und hatte Brahms mit Wolfgang
Rihms „Das Lesen der Schrift“ kombiniert.
Diese Werke werden häufig gekoppelt, denn es gibt musikalische Bezüge, und Rihm trifft genau den instrumentalenTon,
der die vokalen Strukturen des Requiems betont. Nebenbei sorgt Rihms
Werk für die optimale Konzertlänge, denn das Brahms-Requiem
allein ist schlicht zu kurz für einen ganzen Konzertabend.
Heike Hallaschka (Sopran)
und Markus Flaig (Bariton) waren als Solisten eine gute Wahl, die
Kantorei an der Apostelkirche erwies sich einmal mehr als
zuverlässiger Chor, getragen von großem Engagement und
akkurater musikalischer Arbeit. Das „Orchester con
variazione“ begleitet die Sänger. Markus Flaig intonierte
und artikulierte sein „Herr, lehre doch mich“ sicher und
sauber. Vetter sorgte geschmeidig für den Zusammenhalt von Chor,
Solist und Orchester. Im bewegten Schluss („Und keine
Qual“) musste er sich allerdings schon ein wenig anstrengen, die
begeisterten Sänger sauber um die Klippen zu steuern.
Die Musik Rihms folgte immer nahtlos nach einem Brahms-Satz und
führte den Hörer in eine ganz andere, modernere Harmoniewelt.
Mit schlichten Tempoangaben wie „sehr langsam“,
„ruhig“ oder „sehr ruhig“ sind die vier
Sätze betitelt. Der vierte dann löst sich von den kargen
Dissonanzen und schwebenden, klagenden Klängen der ersten drei, um
durch längere Phrasen und Soli fast ein wenig Zuversicht
auszustrahlen. Das „Orchester con variazione“ spielte diese
vier Sätze mit höchstem musikalischem Gespür. Der warme
Chorklang, geadelt durch die Akustik der Apostelkirche, gefiel. Am Ende
des Konzerts standen alle Zuschauer zum Läuten der Sterbeglocke
auf. Im Programmheft wurde geraten, auf Beifall zu verzichten und
stattdessen, bei Gefallen, aufzustehen. Tatsächlich, kein einziger
Gast blieb sitzen.
2) Mails von Hörern
1)
Unseren herzlichsten Dank für das Brahms-Requiem gestern! Habe das
Requiem noch nie so prachtvoll, deutlich und farbig gehört... Ein
glasklarer, aber nicht harter Klang I+V.S.
2) ...Der Rihm tat
überhaupt nicht weh, wie ich erwartet hätte, im Gegenteil. Das
Orchester spielte hervorragend!! Wirklich interessant und
hörenswert.... Danke für dieses Erlebnis. M.W.
3) ...Selten hat
mich ein Konzert so emotional an meine verstorbenen Eltern erinnert....
Danke für alle Leidenschaft und kreative Arbeit an diesem Klang - und
Glaubenserlebnis. H.W.S.